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Filmtipp am Mittwoch: Der gläserne Deutsche und Empire St. Pauli

Wer Begriffe wie Prekarisierung oder Gentrifikation gebraucht, lebt mitunter gefährlich in unserem freiheitlich-demokratischen Land.  Das wissen wir spätestens seit der Verhaftung   Andrej Holms am 31. Juli 2007.  Vor einigen Wochen lief im ZDF die Dokumentation „Der gläserne Deutsche“ die nun auch (zmindest noch!) als Google Video verfügbar ist und in der u.a. auch Andrej  Holm  zu Wort kommt. Aus der Beschreibung:

Der gläserne Deutsche (44:49)

Wie Bürger ausgespäht werden

Die Deutschen haben ein Recht darauf zu erfahren, „wer was wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß“, urteilte das Bundesverfassungsgericht 1983. Ist das immer noch so? Mehr als ein Vierteljahrhundert später beschäftigt sich das ZDF mit der Frage: Haben wir unsere Daten tatsächlich noch im Griff?

(…)

Privat und Staat – kaum zu unterscheiden

Wie sehr Staat und Privatwirtschaft bereits gegen den Datenschutz miteinander kooperieren, wenn es um die „innere Sicherheit“ geht, zeigt sich an einem besonderen Fall von zwei Berliner Wissenschaftlern. Andrej Holm und Matthias B. gerieten unter Terrorverdacht und damit unter monatelange Dauerüberwachung – jede Bewegung wurde protokolliert, Telefongespräche abgehört, Treffen mit Freunden belauscht. Dabei fanden die Ermittlungsbehörden tatkräftige Helfer unter Mitarbeitern der Deutschen Bahn, eines Reiseveranstalters und einer großen Bank, die bereitwillig sehr persönliche Informationen preisgaben. Einer der beiden Überwachten, Matthias B., erzählt zum ersten Mal seine Geschichte. Er will nicht erkannt werden, damit er nicht im Internet als „Verdächtigter“ gespeichert wird. „Das Internet vergisst nichts“, erklärt er uns, „jeder der nach mir googelt, sähe meinen Namen in Verbindung mit „Terrorismus“ und „Tatverdacht“, das wird man dann nie wieder los.“(…)

Auf Andrej Holms Gentrification Blog habe ich außerdem den Hinweis auf folgendendes Filmprojekt gefunden, den ich hiermit nun an alle interessierten LeserInnen weitergeben möchte:

Empire St. Pauli – Von Perlenketten und Platzverweisen

Die Filmemacher Irene Bude und Olaf Sobczak haben in dieser Dokumentation die Veränderungen in St. Pauli zusammengestellt, in der über 50 Bewohner/innen des Viertels zu Wort kommen. Der Film wird auf der Dokumentarfilmwoche am 28. April im 3001-Kino in Hamburg erstmals zu sehen sein.

poster

PS: Auch Johannes Kreidler hat sich mit der Überwachungs-Thematik befasst und sie unter dem Titel „Call Wolfgang“ verarbeitet:

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